Schimmel loswerden
Meine jüngste Tochter rührt mit der Hand in ihrem Spinat herum. Stolz schaut sie mich an und zeigt auf das Gesicht, dass sie hineingezeichnet hat. "Das sieht genauso aus, wie im Zimmer, wo Oma immer schläft."
Ich werde hellhörig. "Im Gästezimmer?" Sie nickt. "Ja, an der Wand, da war auch Spinat und da habe ich auch ein Gesicht gemacht." Alarmiert springe ich auf und laufe ins Gästezimmer. Es riecht muffig. Erst mal mache ich das Fenster auf.
Es dauert nicht lange, da entdecke ich den "Spinatfleck" hinter einem Schrank. Als ich den Schrank wegziehe wird immer mehr Schimmel sichtbar. Das Abendessen habe ich bereits vergessen.
Inhalt
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Ursachenforschung
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Schimmel behandeln
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Kurz und knapp
Ursachenforschung: Wie entsteht Schimmel?
Ich weiß, du willst sofort eine Lösung für dein Schimmelproblem, aber weiterlesen lohnt sich! Denn bei der Schimmelentfernung gibt es zwei Schritte die man erst machen sollte:
- Herausfinden warum sich Schimmel gebildet hat
- Beseitigen (lassen)
Der erste Schritt ist deshalb so wichtig, weil Schimmel bauliche Ursachen haben kann oder Nutzungsbedingte.
Schimmel braucht drei Komponenten, die ungünstig zusammenspielen müssen:
- Feuchtigkeit
- Temperatur
- Nährboden: pH-Wert
pH-Wert
Tapeten und Wandfarben besitzen oft einen pH-Wert von 5-8. Schimmelpilze fühlen sich bei einem pH-Wert zwischen 5 und 7 besonders wohl.
Kalkhaltige Putze besitzen oft einen pH-Wert von 12, weshalb sie nicht so anfällig sind.
Bevor du jetzt aber alle Tapeten entfernst oder alles neu streichst: Kommando zurück. Erst wenn dann noch Feuchtigkeit und Temperatur zusammenkommen, dann bildet sich Schimmel.
Feuchtigkeit und Temperatur
Okay, erst mal, wie genau entsteht denn jetzt der Schimmel, also konkret? Antwort: Wenn Wände oder andere Stellen über einen längeren Zeitraum feucht oder sogar nass sind.
Angenommen, die Wärmedämmung deines Hauses ist nicht optimal, dann passiert Folgendes: Die Innenseite deiner Außenwand ist kalt. Warme Luft wandert durch den Raum. Je näher sie der Wand kommt, umso kälter wird sie und umso weniger Wasser kann sie halten. Das Wasser kondensiert an der Wand. Die Wand wird nass.
Es kann sein, dass in deinem Raum an manchen Stellen mehr Temperatur verloren geht, als an anderen. Das kann beispielsweise daran liegen, dass deine verwendeten Baustoffe eine unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit besitzen. Dadurch hast du unterschiedliche Stellen, die kälter sind als andere. Daran kondensiert das Wasser und die Wand wird nass.
Feuchtigkeit dringt überall gut durch. Wärme nicht. Wenn du also Möbel oder Vorhänge nah an der Außenwand stehen hast, dann kommt die Feuchte gut dahinter, kühlt dort aber ab und kondensiert an der Wand.
Sind die Wände an sich nass, zum Beispiel, weil Nässe durch Regen nicht versickert und an der Wand hochsteigt, dann hat Schimmel den perfekten Ort zum Wachsen.
Wenn die Luftfeuchtigkeit dauerhaft hoch ist (über 70%), dann kann das Wasser in der Luft nirgends hin. Kühlt die Luft dann auch noch ab, kann sich das Wasser dort nicht mehr halten und bleibt liegen. Meistens sieht man das im Bad an Fugen und Silikon.
Was kann ich also tun? - Schimmel behandeln
Bei Feuchte in der Bausubstanz
Wenn der Schimmel schon da ist, dann muss du ihn erst mal beseitigen. Ist der Schimmel bereits in den Putz eingedrungen, dann muss der ab und die Wand muss neu verputzt werden.
Bei Rigipswänden solltest du ebenfalls darüber nachdenken, sie auszutauschen, denn der Schimmel kann bereits bis auf die Rückseite durchgedrungen sein.
Ein Tipp am Rande: Kalkputz eignet sich sehr gut für Räume in denen es öfter feucht ist und vermeidet neuen Befall.
Hat sich der Schimmel gebildet, weil es Feuchtigkeit in der Bausubstanz gibt, dann hilft nur noch ein Fachmann. Denn der Schimmel kriecht selbst nach dem Beseitigen wieder nach oben, im schlimmsten Fall bis an die Decke.
Nutzungsbedingter Schimmel - So wirst du ihn los
Bei einem oberflächlichen Schimmelbewuchs bis 100cm² und solange die Mitglieder deines Haushaltes gesund sind, kannst du den Schimmel selbst entfernen. Alles darüber hinaus sollte eine Fachfirma übernehmen.
Die Dämmung ist bei mir erst neu gemacht worden und auch die Fenster wurden ausgetauscht, also kann ich Wärmebrücken ausschließen.
Allerdings lüften wir den Raum nur, wenn die Schwiegermutter zu Besuch ist und die kommt zum Glück nicht so oft. Vermutlich war es hier zu kalt und hinter dem Schrank hat sich die Feuchtigkeit dann in die Tapete gesetzt.
Ich bin versucht, erst mal über den Schimmelfleck zu wischen, aber damit könnte ich die Sporen noch weiter über die Wand verteilen.
Aber bevor ich loslegen will, kommt meine an die Tür und reicht mir eine FFP2-Maske, eine Schutzbrille und Handschuhe. Lange Kleidung habe ich bereits an.
Schimmelentferner anwenden
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Sprüh den Schimmelentferner einem Abstand von ca. 10 cm auf den Schimmel auf
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Lasse ihn 20 Minuten einwirken
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Spüle dann mit reichlich klarem Wasser nach
Danach solltest du gut lüften, damit die alte und die neue Feuchtigkeit abziehen können.
Nicht noch mal: Vorbeugen
Ich wäre nicht Markus, wenn ich nicht immer versuchen würde zu verhindern, dass sowas noch mal passiert. Dafür gibt es eine Anti-Schimmel-Imprägnierung.
Die trage ich auf, wenn die ehemalige Schimmelstelle trocken ist. Da sich die Sporen bereits ausgebreitet haben könnten, imprägniere ich nicht nur die Stelle selbst, sondern noch einen Meter rundherum, um neue Schimmelbildung im Keim zu ersticken.
In Zukunft werden wir den Raum regelmäßig heizen. 16-17°C reichen aus. Außerdem werden wir auch täglich lüften, selbst wenn der Raum nicht genutzt wird. Denn Feuchtigkeit kann auch aus anderen Räumen durch die offene Tür kommen.
Also noch mal kurz und knapp:
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Schimmelbefall kann verschiedene Ursachen haben: nutzungsbedingt oder baubedingt
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Bevor du den Schimmel entfernst, finde heraus, wo er herkommt
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Ist die Schimmelbildung nutzungsbedingt und die befallene Fläche nicht sehr groß, kannst du einen Schimmelentferner nutzen
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Lüfte und heize richtig
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Imprägniere die befallene Stelle
Die Wand sieht bei uns am nächsten Tag bereits wieder gut aus und meine Tochter hat gelernt, dass Spinat nicht an der Wand wächst.
Quellen
- Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen. Hrsg.: Umweltbundesamt, Berlin 2002; Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen
- Vorsicht Schimmel – Eine Wegleitung zu Feuchtigkeitsproblemen und Schimmel in Wohnräumen. Hrsg.: Bundesamt für Gesundheit, Bern 2009