MIG/MAG-Schweißen
„Papa, das Trampolin ist kaputt“, jammert meine Tochter. Überrascht schaue ich sie an. Meine Tochter ist 8 Jahre alt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie unser 4,50-m-Trampolin kaputtgekriegt hat.
Als wir beim Trampolin ankommen, deutet sie mit einem solchen Weltuntergangsblick auf den Außenring, dass ich lachen muss. Dort, wo der Fuß mit dem Außenring verbunden ist, ist ein Riss entstanden. Das liegt vermutlich an der leichten Hanglage, auf dem das Trampolin steht.
Doch das dürfte ich wieder hinbekommen! Ich gehe in den Keller und suche mein MIG/MAG-Schweißgerät heraus. Dann mal Vollgas!
Inhalt
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Was ist MIG/MAG-Schweißen?
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Unterschied MIG- und MAG-Schweißen
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Welches Material kann ich damit schweißen?
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Der richtige Schweißdraht
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Loslegen: So geht's
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Was du noch brauchst
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MIG/MAG-Schweißen kurz und knapp
Was ist MIG/MAG Schweißen?
Erst mal vorneweg: Dieses Schweißverfahren ist das am meisten verwendete, denn es deckt eine Bandbreite von Materialien ab, die verschweißt werden können.
MIG/MAG-Schweißen, auch als Metall-Schutzgasschweißen bekannt, unterteilt sich in Metall-Inertgasschweißen (MIG) und Metall-Aktivgasschweißen (MAG). Derzeit ist MIG/MAG das am weitesten verbreitete Schweißverfahren und ermöglicht besonders hohe Schweißgeschwindigkeiten.
Das heißt auch, dass es für eine Fülle an Einsatzmöglichkeiten geeignet ist – von der Dachrinne bis zu den Dragon-Raketen.
Bei diesem Verfahren entsteht beim Schweißvorgang ein Lichtbogen. Angenommen, du möchtest zwei Metallteile miteinander verschweißen. Du legst sie beide aneinander und nimmst dann dein Schweißgerät zur Hand.
In deinem MIG/MAG-Schweißgerät befinden sich eine Drahtelektrode und ein Schutzgas. Kurz bevor die Drahtelektrode das Werkstück berührt, entsteht der oben erwähnte Lichtbogen. Und der ist so heiß, dass er sowohl die Werkstücke als auch die Elektrode schmilzt und beim Abkühlen des Schweißbads eine untrennbare Verbindung zwischen beiden herstellt. Klar so weit?
Was ist der Unterschied zwischen MIG- und MAG-Schweißen?
MIG-Schweißen bedeutet „Metall-Inert-Gas“-Schweißen. Inert-Gase (Argon, Helium...) sind sehr reaktionsträge. Ich nenne sie immer die „faulen“ Gase, weil sie nicht mit anderen Stoffen reagieren.
MAG-Schweißen ist das „Metall-Aktiv-Gas“-Schweißen. Aktiv-Gase reagieren beim Schweißen mit dem Schmelzgut. Hier setzt man Argon oder Kohlenstoffdioxid und Gemische aus beidem oder Sauerstoff ein.
Das Schutzgas schirmt den Lichtbogen und das Schweißbad vor Umwelteinflüssen ab, indem es eine schützende Glocke um Schmelzbad und Lichtbogen bildet.
Angenommen, das wäre nicht der Fall, dann würde das zu bearbeitende Metall mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff reagieren und dann rostet dir das Teil.
Beim MIG-Schweißen schweißt man hauptsächlich Nichteisen-Metalle, wie Aluminium, Kupfer, Titan. Beim MAG-Schweißen schweißt man Eisenmetalle, wie legierten Stahl und Edelstahl.
Damit deine Schweißnaht auch hält, brauchst du den richtigen Schweißdraht. Es gibt sie nämlich wie Menüs beim Burger-Restaurant – vom einfachen Aluminiumdraht bis hin zum Edelstahl-Schweißdraht.
Damit das Trampolin meiner Tochter hält, muss ich also sowohl den richtigen Massivdraht wählen als auch den richtigen Durchmesser. Außerdem brauche ich das passende Schutzgas.
Du hast daneben auch die Möglichkeit, statt auf Massivdraht auf Fülldraht zurückzugreifen. Der Vorteil von Fülldrähten ist, dass sie mit einem Pulver gefüllt sind. Dieses Pulver erzeugt das nötige Schutzgas beim Abbrennen einfach selbst.
Die Glocke an Schutzgas, welche das Schmelzbad vor äußeren Umwelteinflüssen schützt, ist beim Schweißen mit Fülldraht instabiler als beim klassischen MIG/MAG-Schweißen mit Schutzgas und Massivdraht. Wenn dich das nicht stört, ist das eine Alternative.
So geht's
Wenn du neu am Schweißgerät bist, dann übe am besten erst mal auf einem anderen Werkstück, damit du ein Gefühl für die Handhabung bekommst.
Der Schweißabstand sollte etwa 10-mal so groß sein wie der Durchmesser des Drahtes, den du benutzt. Für dein Schweißprojekt musst du die richtige Stromstärke einstellen.
Um herauszufinden, welche das ist, schweiße ich für unser Trampolin ein paar Testpunkte. Der Drahtvorschub bleibt dabei gleich. Ich ändere aber nach jedem Schweißpunkt die Spannung.
Spannung zu niedrig
Bei einer zu niedrigen Spannung werden nur die Elektrode und die Oberfläche des Schweißwerkstückes geschmolzen. Die Naht geht nicht durch.
Spannung zu hoch
Ist die Spannung zu hoch, brennt das Werkstück durch und der Schmelzpunkt wird sehr breit und hoch, was nicht sehr ideal ist.
Spannung passt
Die Spannung ist dann gut, wenn der Schmelzpunkt gleichmäßig ist und auf der Rückseite einen leichten Punkt in einem Krater besitzt.
Stellung des Schweißbrenners
- 90°: Neutrales Schweißen
- Stechendes Schweißen: Du führst die Elektrode von deinem Körper weg.
- Schleppendes Schweißen: Der Brenner wird zu dir hin über das Schweißgut gezogen.
Stechend schweiße ich normalerweise, wenn ich Massivdrähte nutze und dicke Bleche schweiße. Schleppendes Schweißen ist die gängige Art bei dünnen Blechen. Das schleppende Schweißverfahren nutzt man außerdem bei Nähten, die vertikal nach unten verlaufen (sog. Fallnähte), und wenn du einen Fülldraht mit Schlacke verwendest.
Schweißen beenden
So, Schluss für heute! Wenn du aufhörst zu schweißen, dann zieh deinen Brenner bitte nicht einfach ab. Dein Schweißgerät hat dafür bestimmt ein Programm (Endkraterfüllprogramm). Alternativ kannst du auch das Schutzgas noch mal nachströmen lassen, damit das noch flüssige Schmelzbad nicht mit dem Sauerstoff reagiert.
Was du noch brauchst
Beim Schweißen fließt Strom durch den Brenner und es entsteht Hitze. Ergebnis: Teile verschleißen mit der Zeit. Die wichtigsten zeige ich dir hier. Damit du immer gut ausgestattet bist.
Drahtseelen
Drahtseelen haben eine Aufgabe: Sie befördern den Schweißdraht von der Stromquelle über die Stromdüse bis zum Schweißbad – und das Ganze möglichst ohne Reibung und Stocken.
Dabei ist der Draht dann von einer Stahlspirale oder von Kunststoff ummantelt, je nachdem, welchen Brenner du hast und welches Material du zum Schweißen nutzt.
Spulenadapter
Wozu brauche ich jetzt einen Spulenadapter? Ich habe den Draht doch auf einer Spule gekauft? Kann ich die nicht nehmen?
Manche Drähte sind auf Spulen aufgespult, die keine Aufnahme für den Spulendorn haben, oder die Spule ist zu groß. Damit du entspannt schweißen kannst, brauchst du diese Adapter.
Drahtvorschubrollen
Die Vorschubrolle gehört zur sogenannten Vorschubeinheit, dem Teil, das den Draht durch den Brenner schiebt. Du brauchst je nach eingesetztem Draht und Drahtdurchmesser die passenden Drahtvorschubrollen.
Achte dabei einfach auf deinen Drahtdurchmesser und das Material und vergleiche es mit der Produktbeschreibung.
MIG/MAG -Brenner
Ohne den Schweißbrenner geht es nicht. Er ist das Herzstück deiner Schweißausrüstung. Es gibt ganz verschiedene Arten von Schweißbrennern.
MIG/MAG-Schweißbrenner gibt es sowohl gas- als auch flüssiggekühlt. Letztere sind meistens größer und arbeiten mit einer höheren Stromstärke (ab ca. 350 A).
MIG/MAG-Schweißen kurz und knapp
In diesem Blogeintrag haben wir nun alles besprochen, damit du direkt mit dem MIG/MAG-Schweißen starten kannst:
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was MIG/MAG-Schweißen ist
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welchen Schweißdraht du wofür nimmst
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woran du die richtige Spannung erkennst
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und wie du den Brenner halten musst
Nach einer Stunde im Garten ist das Trampolin auch wieder ganz. Meine Tochter ist happy und springt schon wieder wie ein Osterhase darauf herum. Jetzt bist du dran. Leg los mit deinem Schweißprojekt. Vollgas!
Quellen
- Bozart, Rudolf: Ratgeber zum MIG/MAG-Schweißen, 1. Teil. Unter: https://www.anleitung-zum-schweissen.de/ratgeber-zum-migmag-schweissen-1-teil/#Das_Fuehren_des_Brenners_beim_MIGMAG-Schweissen (abgerufen am 18.08.2021).
- DVS Media: Das sollten Sie über Stromdüsen wissen. Unter: https://www.home-of-welding.com/news/das-sollten-sie-uber-stromdusen-wissen-1160 (abgerufen am 20.08.2021).
- Maier, Manuel: Unterschied zwischen Intervall- und Punktschweißen. Unter: https://www.schweiss-ratgeber.de/2019/03/13/unterschied-intervall-und-punktschweissen/ (abgerufen am 16.08.2021).
- Maier, Manuel: So entsteht die perfekte Schweißnaht. Unter: https://www.schweiss-ratgeber.de/2019/03/13/so-entseht-die-perfekte-schweissnaht/ (abgerufen am 16.08.2021).
- Reips, Jörg: Praxis-Tipps Schweißen: Schweißdraht und Drahtseele. Unter: https://blog.binzel-abicor.com/de/praxis-tipps-schweissen-schweissdraht-und-drahtseele (abgerufen am 25.08.2021).