Lehm- VS Kalkputz

Der richtige Putz für dein Projekt

Warst du schon einmal in Rom? Unser letzter Familienausflug führte uns genau dorthin. Für die Kinder war vor allem das Kolosseum interessant, das sie von Asterix und Obelix kennen. Dieses Amphitheater ist über 2.000 Jahre alt und steht immer noch so fest wie ein tief verwurzelter Baum.

Und abgesehen von dem Teil, der fehlt, sieht es auch immer noch aus, als hätte man es erst vor wenigen Jahren gebaut. Warum ist das so? Antwort: Kalk! Das Kolosseum wurde mit einem Mörtel aus Kalk, Sand, Vulkanasche und Kieseln aufgebaut. Die Römer wussten es damals schon besser als wir heute.

Aber: Mineralische Baustoffe erleben gerade eine Wiedergeburt! Vor allem Kalk- und Lehmputze sind wieder populärer. Nur: Was genau ist der Unterschied zwischen Lehm- und Kalkputz? Welcher ist für dein Projekt geeignet?


Inhalt

  • Mineralische Putze
  • Lehmputz
  • Kalkputz
  • Direkter Vergleich

Mineralische Putze

Lehm- und Kalkputze sind sogenannte mineralische Putze. Mineralische Putze sind feuchtigkeitsregulierend und werden deshalb gerne im ökologischen Hausbau oder in der Denkmalpflege eingesetzt. Das Tolle daran ist, dass Lehm- und Kalkputze sich im Gegensatz zu Zement wieder in den natürlichen Kreislauf einfügen: Lehmputze werden wieder zu Erde und Kalkputze werden wieder zu Kalkgestein.

So, jetzt aber mal zu den Unterschieden:

Lehmputz

Fangen wir mit Lehm an: Lehmputz hat den Vorteil, dass er wiederverwendet werden kann. Ich bin beim Verputzen manchmal nicht so sorgfältig, wie ich es eigentlich sein müsste. Aber zwischen Kinderchaos und Baustelle geht dann oft die Geduld verloren. Da landet dann schon mal das ein oder andere Stück auf dem Boden und trocknet fest.

Bei Zement war's das dann, der kann dann in die Entsorgung. Lehmputze dagegen können einfach wieder zum restlichen Putz gegeben, neu verrührt und wieder an die Wand geputzt werden - klasse oder?

Warst du schon mal längere Zeit in einem Raum, der mit Lehm verputzt wurde? Normalerweise muss man alle halbe Stunde lüften, weil die Luft sonst einfach aufgebraucht ist. Lehmputz wirkt allerdings feuchtigkeitsausgleichend und absorbiert Schadstoffe aus der Luft.

Damit fühlst du dich auch nach einem langen Arbeitstag noch frisch wie nach einem Spaziergang. Lüften solltest du allerdings trotzdem ab und zu.

Kalkputz verputzen
Lehm im Fachwerk

Für Fachwerkbesitzer besonders interessant: Lehmputz ist diffusionsoffen. Das Fachwerk kann "atmen" und die Feuchtigkeit wandert fast so leicht durch die Wände, wie Obelix durchs Römerlager. Damit bleibt dir dein Fachwerk lange erhalten.

Lehm hat außerdem ein hohes Wärmespeichervermögen. Jetzt wird es kurz etwas theoretisch: Das Wärmespeichervermögen wird in Joule pro Kilogramm Kelvin angegeben. Je höher der Wert ist, umso höher ist das Wärmespeichervermögen.

Lehmputz besitzt einen Wert von 1000 J/kg K (zum Vergleich: Beton besitzt einen Wert von 850 J/kg K). Das macht im Winter gemütlich warme Räume trotz wenig heizen und im Sommer schläfst du nachts auch dann wie ein Hinkelstein, wenn draußen die Hitze steht.

Neben dem hohen Wärmespeichervermögen, besitzt Lehmputz auch eine niedrige Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,19 und 0,80 W/m*K, das heißt, dass von innen nach außen weniger Wärme verloren geht, wie beispielsweise bei Leichtbeton (Wärmeleitfähigkeit zwischen 1,6 und 0,39 W/(m∙K)).

Das reicht dir noch nicht? Lehmputz ist außerdem brand- und schallhemmend und verhindert elektrostatische Aufladung. Im Vergleich zu Kalkputz ist seine Verarbeitung leichter und hautfreundlicher.

Der Nachteil von Lehmputz ist, dass er nicht gegen Nässe ankommt. Wird er nass kann er sich irgendwann nicht mehr an der Wand halten. Ein weiteres Problem ist, dass im Lehmputz auch Sporen vorhanden sind.

Duscht du zu heiß oder kochst du zu feucht und lüftest nicht richtig, dann zieht der Schimmel gleich mit ein und bleibt ein dauerhafter Mitbewohner. Deshalb ist Lehmputz für Bad, Küche und andere Nassräume ungeeignet. Leider kann Lehmputz aus diesem Grund auch nicht für außen für die Fassade genutzt werden.

Lehm ist weicher als gewöhnliche Putze. Meine Freunde schätzen diese Eigenschaft sehr, weil es sich für sie "natürlicher" anfühlt. Der Nachteil dabei ist, dass sie besonders vorsichtig sein müssen, wenn sie ein Loch in die Wand bohren, weil Lehmputzstücke herausbrechen können.

Die können aber auch wieder angefeuchtet und neu hinein verputzt werden.

Lehmputze

Kalkputz

An dieser Stelle kommt der Kalkputz ins Spiel: Unseren Kalkputzen (auf Basis von natürlich hydraulischem Kalk) macht Nässe nämlich nichts aus. Da auch er Feuchtigkeit absorbiert und später wieder abgibt ist er für Nassräume sogar besonders gut geeignet.

Wenn du besonders heiß duschst oder in der Küche die Dunstabzugshaube zu spät einschaltest, fängt dein Kalkputz das auf. Er speichert Feuchtigkeit und gibt sie in kurzer Zeit wieder in die Raumluft ab.

Eine weitere Eigenschaft, mit dem der Kalkputz den Lehmputz übertrumpft, ist sein hoher pH-Wert. Kalkputze sind alkalisch und wer mag alkalischen Boden gar nicht? Antwort: Schimmelpilze, Ungeziefer und andere Keime.

Kalkputz zu verarbeiten benötigt etwas Übung und Erfahrung. Wenn du noch nie mit Kalkputz gearbeitet hast, solltest du dir Hilfe von einem erfahrenen Profi holen oder am besten erst mal im Keller an einer Wand üben.

Kalkputz ist zwar nicht wieder verwendbar wie Lehmputz, aber er besitzt davon abgesehen dieselben Vorteile. Er ist ebenso dampfdiffusionsoffen, was ihn für Fachwerk besonders attraktiv macht. Warum? Fachwerk sollte außen nicht verputzt werden, weil Zementputz das Fachwerk zu sehr abdichten würde.

Unsere Kalkputze dichten die Fassade nicht ab und sind spritzwasserbeständig. Sie können deshalb auch außen genutzt werden.

Kalkputze sind zudem härter als Lehmputze. Wenn du in die Wand bohrst brauchst du keine besondere Rücksicht zu nehmen.

Buntes Fachwerkhaus

Direkter Vergleich

Lehmputz

  • diffusionsoffen
  • feuchtigkeitsausgleichend
  • absorbiert Schadstoffe
  • gute Wärmespeicherfähigkeit
  • verhindert elektrostatische Aufladung
  • brandhemmend
  • schallhemmend
  • wiederverwendbar
  • nicht spritzwasserbeständig
  • nicht für außen geeignet

Kalkputz

  • diffusionsoffen
  • feuchtigkeitsausgleichend
  • absorbiert Schadstoffe
  • verhindert elektrostatische Aufladung
  • brandhemmend
  • schallhemmend
  • beständig gegen Umwelteinflüsse
  • keimtötende Wirkung
  • resistent gegen Ungeziefer und Pilze
  • nicht wiederverwendbar
  • die Verarbeitung erfordert Übung

Lehm- und Kalkputz sind also beide perfekt, um das Raumklima zu verbessern und wohngesunder zu machen. Beide kannst du entweder für dein Fachwerk oder für dein massives Mauerwerk benutzen. Wichtig: Für diese Putze darfst du nur Anstriche verwenden, die ebenfalls diffusionsoffen sind. In unserem Sortiment findest du verschiedene Kalkfarben und Kalklasuren, die du auf deinen Feinputz auftragen kannst. 

Wenn du dich zwischen den beiden Putzen nicht entscheiden möchtest, dann habe ich einen Tipp für dich: unsere Hybriden - den CAREMA® Kalk-Lehm-Grundputz und den CAREMA® Kalk-Lehm-Feinputz, die die Vorteile von Kalk und Lehm vereinen. 

Falls du jetzt dein Zuhause mit gesunden Kalkputzen veredeln möchtest, dann schau doch mal in unser Sortiment: Dort findest du Grund- und Oberputze ebenso wie Kalk-Spachtel und Kalk-Haft & Grundierschlämme. Vollgas!

Quellen

  • Fromme, Irmela und Herz, Uta (2021): Lehm- und Kalkputze: Mörtel herstellen, Wände verputzen, Oberflächen gestalten
     (5. Ausgabe). Rastede: ökobuch Verlag
  • Zement- und Kalkwerke Otterbein GmbH & Co. KG. CALCEA® Kalkputz- und -beschichtungssystem. das natürliche System für ökologisches, gesundes und schönes Bauen und Wohnen. [Powerpoint Folien]

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